Funktionalismus: (von lat. fungi »als etwas tätig sein«): Soziologische Denkweise, die gesellschaftlichen Phänomenen, auch den anscheinend irrationalsten, eine Funktion zuschreibt und zu ergründen sucht sowie allen, auch scheinbar unverbundenen, gleichzeitigen Phänomenen innerhalb einer gegebenen Gesellschaft einen funktionalen Bezug aufeinander zuschreibt bzw. einen solchen vermutet. –
Der ~ wurde in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts hauptsächlich von Talcott Parsons begründet und breitete sich vorzugsweise in der Ethnologie aus (da die Geschichte schriftloser Gesellschaften kaum zu erforschen ist und der ~ absichtlich von dieser Erforschung absieht). Durch seine bisweilen unterschwelligen, bisweilen einigermaßen deutlich artikulierten Denkverbote auf Historizität, Kausalität und Entwicklung erweist sich der ~ als Spielart des Positivismus. Obwohl sein Ansatz ohne diese Denkverbote in keinem logischen Gegensatz zum Evolutionismus steht, gelang ihm doch die faktische Verdrängung der bis dahin verbreiteten evolutionistischen Denkweise aus der Ethnologie, zu welchem Zweck er wohl auch entstanden sein dürfte.
Die vom ~ gesuchte und oft auch erfolgreich belegte Funktion gesellschaftlicher Phänomene ist niemals die Maximierung des Nutzens bzw. Minimierung des Schadens für die jeweiligen Individuen, aus denen die untersuchte Gesellschaft besteht, sondern ausschließlich deren Fortsetzung möglichst in der vorliegenden Form.
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