Theologie: (etwa »Gotteskunde«, von gr. »Gott« und »sprechen«): Rationalisierung oder (absichtliche) Systematisierung religiöser Vorstellungen durch deren Vertreter (Ggs.: Religionswissenschaft = objektive Beschreibung und Erforschung bestehender Religionen). – Das Bedürfnis nach einer ~ haben bis jetzt nur Schriftreligionen entwickelt, die sich in einer virtuell aufgeklärteren Gesellschaft behaupten müssen, insbesondere das Christentum aufgrund der inneren Widersprüchlichkeit seiner aus zwei einander ziemlich entgegengesetzten (jüdischen und hellenistischen) Quellen zusammengeflossenen Vorstellungsinhalte; das Ergebnis war deren verbindliche Festschreibung als für Tatsachen zu haltende Behauptungen (= Dogmen), eine religionsgeschichtliche Neuheit. Die ~ versucht, diese Dogmen innerlich widerspruchsfrei zu verknüpfen oder wenigstens zu präsentieren. Andere abrahamitische Religionen, insbesondere Judentum und Islam, sind diesem Beispiel gefolgt, haben dabei jedoch meistens weniger Fleiß entwickelt. Der Hinduismus, welcher keine Dogmen kennt, hat darum trotz zahlloser Abhandlungen über seine Götter und verwandte Themen keine eigentliche ~ entwickelt; der je nach Konfession unterschiedlich stark dogmatisierte Buddhismus nimmt eine Mittelstellung ein.
Literaturempfehlung: Theodor Reik, Dogma und Zwangsidee, Stuttgart (Urban-Taschenbücher) 1973
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