Präfiguration: (von lat. prae »vor« und figura »Form«, also etwa »Vorausformung«) angebliche Vorwegnahme eines christlichen Stoffes (mythologischer oder ritueller Art) in der Bibel (dem »Alten Testament« in der christlichen Terminologie).
     Schon recht früh muß den Christen aufgefallen sein, daß ihre heiligen Schriften zu denen der Juden (der »Bibel«), deren geradlinige Fortsetzung sie sein sollen, nur schlecht passen. (so entspricht Jesus in keiner Weise den biblischen Messiaskriterien, da ihm weder die endgültige Vertreibung jeder Besatzungsarmee noch die Herstellung allgemeinen Wohlstands und in dessen Gefolge die drastische Erhöhung der natürlichen Lebenserwartung gelungen ist.) Andererseits mochten sie aber auf die Anbindung ihrer – im Kern hellenistischen – Religion an die jüdische nicht verzichten, da sie in den ersten Generationen ihres Bestehens nur in deren Umfeld und nach deren Vorbild erfolgreich missionieren konnten und vor allem durch das von den Juden unter großen Opfern erkämpfte Privileg exklusiver Religionszugehörigkeit Schutz fanden, welche sonst Argwohn bis Aggression der römischen Gewaltträger hervorgerufen hätte (und dies nach dem Bekanntwerden der christlichen Eigenexistenz ca. 150 nach der Ztr. auch tat; frühere staatliche Gewaltakte gegen Christen hatten die organisatorisch-doktrinäre Eigenart derselben nie zum Ausgangspunkt gehabt).
     Um diese Schutzwirkung nicht zu gefährden, versuchte schon Paulus, der Gründer des Christentums, den Verfassern der Bibel, insbesondere den Propheten, die Bewahrung einer esoterischen Tradition zu unterstellen, welche auf seine neue Religion und deren zentrale Kultfigur vorbereiten sollte und nur von keinem ihrer bisherigen und gegenwärtigen Leser verstanden worden sei; ebenso beginnen die Evangelisten seit Matthäus, Ereignisse ihrer Erzählungen mit biblischen Erzählungen (und sonstigen Bibelstellen) zu verknüpfen, was von Evangelium zu Evangelium immer gezwungener und weiter hergeholt ausfällt. Mit Augustinus endlich wird die Lehre von der ~ systematisiert: biblische Erzählungen bzw. Ereignissen, die als »Typus« gelten, entspreche im NT ein »Antitypus« (nicht deren Gegenstück, sondern deren Parallele), wobei der »Antitypus« die »Erfüllung« des folglich diesem unterlegenen »Typus« sei. Die Ausgestaltung dieser Doktrin, auch »Typologie« genannt, führt zu immer willkürlicherer Aufstellung von Parallelen: so soll das Abendmahl gleich vierfach »präfiguriert« sein, nämlich im Empfang Abrahams durch Melchisedek, dem Mannaregen, der Brotversorgung des geflüchteten Elias durch einen Raben und – naheliegenderweise – des Osterlamms. (Cf. dazu e.g. das Abendmahlstriptychon von Dierk Bouts in der Löwener Peterskirche).
     Ab dem 11. Jhd. steuert die ~lehre große Teile des christlichen Ikonographie in systematischer Weise (durch feste Gegenüberstellung von AT/NT-Szenen), findet aber unsystematische Vorläufer schon in der frühesten christlichen Kunst (z.B. Ausspeiung des lebenden Jonas als Parallele bzw. ~ der Auferstehung Christi).


 
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