Wunder: eine der Natur der Dinge zuwiderlaufende Erscheinung, mit welcher alle Religionen rechnen. –
In der Praxis begnügen sich die Religionen allerdings für ihre ~ auch mit der bloßen Wahrscheinlichkeit zuwiderlaufenden Vorgängen, z.B. der Heilung als unheilbar angesehener Krankheiten, der unwahrscheinlichen Wiederauffindung verlorener Gegenstände usw.
Da ~ ohne die besagte Begriffserweiterung nicht wirklich eintreten können, ist ihre Behauptung entweder von der Suggestibilität der Zeugen, der Unüberprüfbarkeit des Vorgangs durch zeitliche oder – seltener – räumliche Entfernung oder der Unkenntnis der Natur abhängig. Weitaus die meisten ~ entstehen allerdings durch Mißachtung statistischer Zusammenhänge mit anschließender Errichtung einer Scheinkausalität: daß z.B. eine an sich seltene vom Gläubigen erwünschte Wirkung nach einem Gebet (oder Ritual) eintrifft, muß sich in einer Gesellschaft, in der viel gebetet wird, zwangsläufig immer wieder einmal ereignen. Es handelt sich also in diesen häufigen Fällen von ~n um die auch vom außerreligiösen Aberglauben extensiv genutzte Unterlassung der Gegenprobe.