Taufe: (gr. βάπτισμα, hebr. טבילה, »Untertauchen«): ursprüngl. jüdischer Ritus, der durch aktives oder passives Eintauchen einen bewußten Bruch des Eintauchenden mit dessen Vergangenheit bzw. Teilen davon demonstrieren sollte.
Die ~ zweigt zunächst zwanglos vom teils anlaßspezifisch, teils zeitgebunden vorgeschriebenen Brauch des Ritualbades (Mikwe, מקווה) ab; sie ist entsprechend mit der Idee des »Abwaschens« verbunden (von ritueller Unreinheit oder »Sünden«). In der Zeit der röm. Besatzung entsteht eine Massenbewegung, in welcher Juden durch öffentliche ~ ihre Abkehr von ihrem bisherigen (gewöhnlich: durch geringe oder ernste Kollaboration mit den Besatzern verunreinigtem) Leben teils sich, teils anderen vorzuführen suchen bzw. durch Agitatoren dazu angehalten werden, deren bekanntester, auch bei dem seriösen Historiker Flavius Josephus bezeugter Vertreter Johannes »der Täufer« war. Die Evangelienberichte, an dieser Stelle durch die spätere dogmatische Entwicklung freilich bald tendenziös entstellt, legen nahe, daß Jesus seine Laufbahn als dessen Anhänger begonnen hat.
Auf diesem Wege drang die ~ in das Christentum ein; sie erhielt dort als demonstrative Abkehr (»Umkehr«, μετάνοια, »Sinneswandel«) von den bisherigen religiösen Ansichten und Praktiken dessen, der sie an sich vollziehen ließ, den stärker als zuvor eingeschränkten Sinn der Aufnahme (daher die stete Notwendigkeit des der Religionsgemeinschaft schon angehörenden »Täufers«) in diese neue Religionsgemeinschaft bzw. der persönlichen Annahme ihrer Ansichten und Vorschriften. Dadurch gewann sie bald magischen Charakter: ihr wurde unterstellt, den metaphysischen Status dessen, der sich ihr unterzogen hatte, nachhaltig bis irreversibel zu ändern. Die Verfestigung dieses magischen Charakters (wofür der t.t. »Sakrament« eingeführt wurde) sollte im Laufe der Jahrhunderte den ursprünglichen Sinn der ~ gänzlich überwuchern und ermöglichte schließlich die Säuglings~ (etwa seit dem 6. Jh., Vorläufer früher). Gegen diese Substitution des moralischen Gehaltes der ~ durch einen magischen, der erkennbar in erster Linie eigennützigen Zielen der Kirchenorganisation diente, erhob sich in der ganzen Kirchengeschichte immer wieder Opposition, wobei die wirkungsvollste und bis heute stabile am Rande der Reformation auftrat (»Wiedertäufer«, Mennoniten, Baptisten). Die Restitution des moralischen Gehaltes gegen den magischen hat jedoch auch in den christlichen Gemeinschaften, welche auf der bewußten Freiwilligkeit der ~ beim Täufling bestehen, zu unterschiedlichen Kompromißbildungen geführt; selten wird der magische Charakter der ~ auch von den »baptistischen« Kirchen eindeutig bestritten. Das ist bemerkenswert, da die protestantischen Kirchen die magischen Anteile an den christlichen Riten stark zurückgedrängt haben; daß der ~ dennoch auch von jenen unter ihnen, welche auf bewußter Freiwilligkeit des Täuflings bestehen, nicht nur der Charakter einer feierlichen Willensbekundung, sondern auch einer metaphysischen Statusänderung zugesprochen wird, dürfte mit den Problemen der Mitgliedschaftssicherung zusammenhängen. (Das jüd. Analogon der ~ bewirkt nach Ansicht der jüd. Religionsgemeinschaft weniger eine metaphysische als eine rituelle Statusänderung.) Um die Suggestion des magischen Charakters der ~ nicht zu gefährden, bestehen die meisten christl. Kirchen nicht auf deren Wiederholung bei Konfessionswechsel, was natürlich die unvermeidliche Nebenwirkung hat, dessen Bedeutung herabzustufen; deshalb war dieser Punkt immer wieder umstritten.
Die ~ wurde auch von anderen Religionen übernommen, insbesondere den Mandäern. Sie dient dort aber eher der Konservierung oder Erneuerung eines schon anderweitig erlangten metaphysischen Status und bedarf im Gegensatz zum Christentum (aber nicht unbedingt Judentum) keiner Assistenz; dafür ist sie häufig, am besten mehrmals täglich, zu vollziehen und ähnelt dadurch dem insbesondere hinduistischen Ritualbad, dessen Ortsbindung geteilt wird (»heilige« Flüsse, Teiche usw., im Falle der Mandäer der Euphrat, welcher als wundersam »verlegter« Jordan gilt). Die mythologische Anbindung der mandäischen ~ an Johannes den Täufer ist elaboriert, aber historisch zweifelhaft.
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