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Nacht: (der Wortstamm ist allen idg. Sprachen gemeinsam): Die Zeit, in der ein um seine Achse rotierender Himmelskörper von seiner Lichtquelle abgewendet ist. (Die Lichtquelle – oder Hauptlichtquelle, neben welcher andere zu vernachlässigen sind – ist bei allen um ihre eigene Achse rotierenden Himmelskörpern stets ein Stern, um welchen jener Himmelskörper eine elliptische, oft nahezu kreisförmige Bahn umschreibt.)
     Die Länge der ~ hängt also von der Geschwindigkeit des rotierenden Himmelskörpers ab, der sich auf diese Weise von seiner Lichtquelle abwenden kann (und indirekt somit auch von seiner Größe). Da diese Geschwindigkeit auch über sehr lange Zeiträume (oder sogar, was der Normalfall ist, während der gesamten Existenz des rotierenden Körpers, meist also eines Planeten) gleich bleibt, ist somit die »Tag« genannte Zeit, während der er seiner Lichtquelle zugewendet ist, der Zeit der ~ gleich. Steht die Rotationsachse des Planeten jedoch nicht senkrecht zu seiner Umlaufbahn um diese Lichtquelle (d.h. den Stern, den er umrundet), so variiert das Verhältnis der von Tag und ~ eingenommenen Zeit während eines Umlaufs um die Lichtquelle am gleichen Punkt der Planetenoberfläche beträchtlich und hängt dabei vom Abstand des Meßortes von den Endpunkten der Rotationsachse des Planeten ab; die Summe aller am gleichen Ort desselben jeweils von Tag oder ~ eingenommenen Zeiten während des Umlaufs um den zentralen Stern (die Lichtquelle) bleibt jedoch gleich. Zweimal während dieser Umlaufzeit muß sie daher auch bei nicht senkrecht zur Umlaufbahn stehender Eigenrotationsachse am gleichen Ort annähernd gleich sein; diese Zeitpunkte werden »Tag-und~-Gleiche« genannt. Die Bestimmung ihres zeitlichen Abstandes erlaubte der frühen Menschheit die Ermittlung der Umlaufzeit ihres Planeten (der Erde) um dessen Lichtquelle, des sog. Jahres, dessen Existenz ihnen schon zwar durch die Regelmäßigkeit der »Jahreszeiten« aufgefallen war, ohne daß sie sich in beiden Fällen dessen Wesen erklären konnten.
     Die Zeitsumme aus der Zeit, in welcher der Planet, von dem aus wir unsere Beobachtungen vornehmen, sich seiner Lichtquelle zuwendet, plus der unmittelbar folgenden, in der er von ihr abgewendet ist, also die Summe aus einem »Tag« und der ihm unmittelbar folgenden ~, somit die Zeit seiner Eigenrotation, wurde willkürlich als »24 Stunden« definiert. (Der Grund dafür dürfte praktischer Natur gewesen sein, da 24 durch 2,3,4,6 und 8 teilbar ist; es dürfte auch Anlehnung an die empirisch ermittelten zwölf vollständigen Mondphasen während eines Jahres vorliegen, so daß die als »Tag« definierte Zeitsumme der Dauern von Tag und ~ am gleichen Ort während eines Jahres, geteilt durch ihre Anzahl, gewissermaßen als »kleines Jahr« erscheint.)
     Da unser Planet einerseits weitgehend von Flüssigkeit bedeckt ist, anderseits über einen Trabanten von erheblicher Masse verfügt, dessen Gravitationskraft auf diese Flüssigkeit einwirkt, bewirkt diese wiederum durch ihre solcherart erzwungenen Bewegungen eine Reibung an der Oberfläche ihres Planeten, welche dessen Rotation folglich abbremst. So winzig dieser Effekt auch ist, so sehr summierte er sich im Laufe langer Zeit; deshalb hat die Länge der ~ und folglich entsprechend des Tages im Laufe der Jahrmillionen zugenommen; ~ und Tag waren also zur Zeit etwa der Saurier und erst recht der Trilobiten deutlich kürzer als heute (also weniger als 24 Stunden), folglich auch der Abstand zwischen den Tiefst- und Höchsttemperaturen von ~ bzw. Tag geringer. Die weitere Verlängerung der Eigenrotationszeit unseres Planeten durch die besagte Ursache wird den Abstand beider Extremwerte bis zu dessen Vernichtung in ca. 800 Millionen Jahren zwar noch weiter vergrößern, aber den Fortbestand der Lebewesen auf ihm nicht beeinträchtigen, da andere Faktoren, nämlich die Sonnenexplosion, dies weitaus schneller und gründlicher bewirken werden. Käme die Rotation jedoch zum Stillstand oder hätte gar nicht erst angefangen, die ~ also eine unbegrenzte Dauer, so könnte Leben weder be- noch entstehen, da die Atmosphäre des Planeten vernichtet würde; auf der »Tag-«, also beschienenen Seite würde sie überhitzt in den weitestgehend leeren Raum entweichen, auf der ~seite gefrieren, also fest werden und schließlich zu 0° Kelvin streben.
     Die Dauer einer ~ bzw. ihrer durchschnittlichen Zeitsumme mit dem folgenden oder vorangehenden »Tag« beträgt gegenwärtig oder immer auf den Planeten des Sonnensystems (für andere hat sie sich noch nicht ermitteln lassen):

                 Merkur 4222,6h
                 Venus 2802h
                 Erde 24h
                 Mars 24h 37min 23sec
                 Jupiter 9,9h
                 Saturn 10,7h
                 Uranus 17,2h
                 Neptun 16,1h
                 Pluto 153,3h

 

Da in der ~ die Temperaturen niedriger liegen als zu der Zeit, in der sich der Planet seiner Lichtquelle zuwendet, dürften die ersten Landtiere in der ~ ihre größte Aktivivität entfaltet haben, um der Gefahr der Austrocknung zu entgehen (~aktive Tiere), wenn sie sie nicht in Höhlen und Spalten, unter Steinen u.ä. Plätzen ausübten. Erst mit dem Entstehen stärker vor Verdunstung schützender Körperoberflächen (Reptilienschuppen, verdickte Chitincuticula, Sonderlösungen) wurde die Nutzung der chronoökologischen Nische »Tag« möglich, welche wiederum den Vorteil einer Orientierungsverbesserung durch Nutzung erheblich größerer Photonenmengen durch spezialisierte Sensoren bietet (Farbensehen, erhöhte Auflösung in Raum und Zeit). Dadurch entwickelten einige Taxa der Landtiere zahlreiche Subtaxa, die ihre Aktivität von der ~ in den Tag verlegten (die große Mehrheit der Reptilien sowie, aus diesen hervorgegangen, die Vögel; zahlreiche gut fliegende Insekten, darunter die meisten Hautflügler und etwa ein Fünftel der Schmetterlinge [Lepidoptera], nämlich die Rhophalocera [Tagfalter] und die Hesperida(e) [Dickköpfe] sowie vereinzelte Vertreter anderer Familien der Lepidoptera, ebenso zahlreiche Spinnen). Sekundär strebten dann Vertreter tagaktiver Landtiergruppen wieder zur Nutzung der chronoökologischen Nische ~ zurück, da sie durch ihre in der entgegengesetzten entwickelten Sonderanpassungen dort neue Nutzungsmöglichkeiten fanden, die von den dort ansonsten befindlichen bzw. verbliebenen Taxa nicht optimal genutzt werden konnten. Bedeutendstes Beispiel dieser Rückkehr in die ~ bieten unsere eigenen Säugetiervorfahren, welche, von tagaktiven Reptilien abstammend, fast 100 Mio Jahre ~aktiv »im Schatten der Dinosaurier (bzw. deren Vorläufern)« lebten und dabei ihre folgenreiche »Warmblütigkeit«, also Homöothermie, entwickelten.
     Von allen großen tagaktiven Taxa kehrten später einige Vertreter in die ~ zurück, wo sie z.T. umfangreiche Subtaxa entwickelten (z.B. Eulen, Lemuren), die sich durch wiederum neue Sonderanpassungen auszeichnen, insbesondere optimale Nutzung kleiner Photonenmengen durch erheblich vergrößerte Netzhaut und daher Augen.
     Auch Pflanzen haben ihre Blühzeit häufig bestäuberabhängig auf die ~ eingestellt.
     Da unsere eigene Tierart tagaktiv ist, empfinden ihre Vertreter die ~ als aktivitätseinschränkend bis »feindlich« oder »unheimlich«. Deshalb haben sie schon sehr früh anthropomorphe Allegorien der ~ entwickelt (e.g. Hesiod),viel seltener des Tages. Die berühmteste derselben ist eine Figur Michelangelos auf dem Giebel eines seiner Medici-Grabmäler; ihr aus logischem Systemzwang entstandenes linkes Pendant, also der »Tag«, erfreut sich dementsprechend geringerer Berühmtheit. Meistens werden in der Kunst ~ und Tag jedoch nicht durch anthropomorphe Allegorien (die es niemals zu eigentlichen Göttern brachten) symbolisiert, sondern durch die jeweils sichtbaren wichtigsten Himmelskörper Mond resp. Sonne. Es fällt auch auf, daß ihre Reihenfolge fast immer als »Tag und ~« angegeben wird; der Grund dafür ist, daß der menschliche Aktivitätsbeginn, anders als z.B. derjenige der Koboldmakis, mit dem Ende der ~, somit dem Beginn des »Tages« einsetzt, der Tag also als »Anfang« und die ~ als »Ende« empfunden wird. Dementsprechend finden wir bei der Stiertötung des Mithras und der Kreuzigung Jesu, wenn vorhanden, entsprechend der ortsüblichen Leserichtung die Sonne immer links, den Mond immer rechts. 


 
 
 

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