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Inflation: (»Aufblähung«, von lat. in »hinein« und flare »blasen«): Geldentwertung bzw. Kaufkraftschwund des Geldes durch eine Vergrößerung der in Umlauf gesetzten Geldmenge ohne Ausgleich durch proportionale Vergrößerung ihrer Deckung (»aufgebläht« wird also die Geldmenge). –
     Fallen Geld- und Wertträger zusammen (wie das bei einer reinen Edelmetallwährung der Fall ist), so wird die ~ durch Herabsetzung des Münzgewichts oder des Edelmetallgehaltes der Münzen bewirkt, welche weiterhin zu ihrem Nominalwert ausgegeben werden (insbesondere als Löhne für Soldaten und Beamte); dies ist in größerem Maßstab erstmals in der mittleren römischen Kaiserzeit eingetreten und bleibt eine häufige Erscheinung fast aller folgenden Jahrhunderte. (Deshalb berichtet schon Tacitus, daß die Germanen, damals noch sehr unzivilisiert, dennoch nur gewisse »alte Münzen« der Römer als Zahlungsmittel akzeptierten; und eine der häufigen ~en des Mittelalters hat dem frz. König Philipp dem Schönen den auch von seinen ebenso hochgestellten Widersachern gern benutzten Spitznamen »Falschmünzerkönig« eingetragen). Ist das Geld jedoch nur eine Schuldanweisung von Staats- oder Privatbanken (Banknote, Papiergeld), so wird die ~ grundsätzlich durch zusätzliche Ausgabe dieser Schuldanweisung ohne Erhöhung (oder ohne ausreichende Erhöhung) ihrer Deckung (Grundstücke, Industrieanlagen oder Edelmetalle im Besitz der Ausgabestelle) bewirkt. Es gibt verschiedene Varianten dieser Deckung und des Deckungsverhältnisses, welche aus psychologischen Gründen nicht immer zu ihren Folgen in proportionalem Verhältnis stehen (z.B. durch »Pyramideneffekte« bei sich ausbreitenden Zweifeln an der Deckung).
     Von der ~ zu unterscheiden ist die Teuerung. Diese entsteht nicht durch den Wertverlust des Geldes, sondern durch eine Preissteigerung, meist infolge einer Wertsteigerung, einer bestimmten Ware (oder Warengruppe). Solange wir nur das Verhältnis zwischen dem Geld und dieser Ware betrachten, können wir nicht entscheiden, ob ~ oder Teuerung vorliegt; dazu benötigen wir den gewichteten Preisdurchschnitt möglichst vieler verschiedener, im Idealfall aller Waren. Die erforderliche Gewichtung kann durch verschiedene Methoden herbeigeführt werden; keine ist voll befriedigend. Würden nämlich nur wenige Waren verglichen (z.B. Brot, Erbsen, Mittelklassewagen und Geschirrspülmaschinen), so würde der hohe Preis der langlebigen Konsumgüter, von Produktionsmitteln ganz zu schweigen, ganz ungebührlich zu Buche schlagen und seine Zufälligkeiten verzerrend auf die ermittelte ~srate weitergeben, anders ausgedrückt: ihr nahezu einziger Maßstab werden. Deshalb ist zwecks Gewichtung für die Ermittlung des Durchschnitts des Preises einer zu einem verflossenen festen Zeitpunkt preisgleichen jeweiligen Warenmenge und folglich der ~srate der Preis langlebiger Gebrauchsgüter nur dividiert durch ihre durchschnittliche Gebrauchsdauer in Monaten zu berücksichtigen, wobei auch die Berücksichtigung der Ersatzteilpreise die Rechnung verbessert. Das ist der Grund, warum statistische Ämter einen unveränderlichen Jahres-Durchschnitts-Verbrauch (»Warenkorb«) ihren ~sberechnungen zugrunde legen oder dieses wenigstens behaupten. Die Mängel ihres Verfahrens resultieren hauptsächlich daraus, daß sie

  1. sachfremde Elemente wie Gebühren (die ja keine Waren sind und somit nicht gekauft werden können) in ihre Berechnung aufnehmen,
  2. die Waren nicht ausreichend spezifizieren (was ist z.B. »1 Paar Schuhe«; mindestens Marken-, Qualitäts- und Markt(=Kaufhaus)gleichheit müßte gesichert sein),
  3. die Funktionszeiten langlebiger Gebrauchsgüter und ihre durchschnittlichen Erhaltungskosten (welche beide sehr veränderlich sind) nicht angemessen berücksichtigen,
  4. Qualitätswechsel im Durchschnittsangebot ignorieren (nur die Preisveränderungen gleicher Waren von gleicher Qualität können die ~ erzeugen).

Da Besitz an Sachen statt Geld (also Betrieben, Immobilien oder Edelmetallen) von der ~ nicht betroffen werden kann, hat die Erfahrung der ~ die meisten Besitzer kleiner Überschüsse (»Sparer«) zum Kauf von Betriebsvermögensanteilen (»Aktien«) gebracht und dadurch eine überhöhte Nachfrage nach diesen chronisch werden lassen, welche durch Pyramideneffekte zusätzlich angeheizt wird (zu denen Sekundärfaktoren wie Werbung oder Pressepropaganda treten können). Hauptsächlich deshalb liegen die Preise für Aktien (»Kurse«) häufig sehr hoch über ihrem Wert, der nur in ihrer durchschnittlichen Dividendenerwartung bestehen kann (wie bei analogem Geldkapital im Geldzins). Deshalb sind sie stets von plötzlichem, gemeinsamem Kurssturz bedroht (sonstiger möglicher Ursachen von Kursstürzen aller oder bestimmter Aktien ungeachtet).
     Seit der Unwirksamkeit von Streiks (aufgrund extrem verbesserter Transportbedingungen der Waren sowie der internationalen Identität ihrer Eigentümer, aber auch der massenhaften Einschleusung konkurrierender Arbeitskraftanbieter als Frucht der »Entwicklungshilfe«) ist die ~ das Hauptmittel, ja neben der unbezahlten Arbeitsverlängerung und Intensitätserhöhung einzige Mittel der Lohnsenkung geworden (bzw. der Senkung aller Einkommen aus fixen, von eigenem Besitz unabhängigen Zahlungen wie Renten, Angestellten- und Beamtengehältern oder Krankenkassenvergütungen an Ärzte und andere Ausübende medizinischer Berufe). Von der angeblich die ~ erzeugenden »Lohn-Preis-Spirale« hat man daher schon lange nichts mehr gehört.
     Solange abhängig Arbeitende durch Streiks ~sbedingte Lohnverluste ausgleichen konnten, waren sie nur kurze Zeit die Hauptleidtragenden der ~; dieses blieben dauerhaft nur Rentner und Sparer (»Kleinbürger«). Inzwischen sind alle abhängig Arbeitenden wieder die Hauptopfer.


 
 
 

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