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Meridian: (von lateinisch meridies = Mittag; circulus meridianus = Mittagskreis) Mittagskreis, Verbindungslinie aller Orte der Erde, an denen die Sonne gleichzeitig am höchsten Punkt ihrer scheinbaren Tageslaufbahn (Mittag) steht. Also auf der Erdkugel jeder Halbkreis, der zwischen den Polen (Nord- und Südpol) verläuft1. Alle Meridiane schneiden den Äquator folglich senkrecht.
     Die Ergänzung des Meridians auf der Erdkugel zum Vollkreis (also mit seinem zugehörigen genau gegenüber liegenden Meridian) heißt Längenkreis. Der Mittelpunkt dieses Vollkreises ist mit dem Erdmittelpunkt identisch. Die Länge dieses Vollkreises auf der Erde wurde zur Festlegung der Grundeinheit Meter herangezogen. Als Meridianquadrant wird ein entsprechender Viertelkreis zwischen Pol und Äquator bezeichnet.
     Um die Lage von Orten auf der Erde beschreiben zu können, wird auf der Erdoberfläche ein kugeliges Koordinatensystem festgelegt, dabei wird einer dieser Halbkreise willkürlich als Nullmeridian definiert. Der Schnittpunkt dieses Nullmeridians mit dem Äquator bildet den Koordinatenursprung. Dort beginnt entlang des Äquators die Bezeichnung aller weiteren Meridiane. Sie erfolgt durch Angabe des Winkels der jeweiligen Meridianebene zur Ebene des Nullmeridians (In der Äquatorebene eben jener Winkel, dessen Scheitel im Erdmittelpunkt liegt und der von den jeweiligen Äquatorschnittpunkten des Nullmeridians und des zu benennenden Meridians aufgespannt wird.). Er wird in Grad und dessen Bruchteilen angegeben und geographische Länge genannt und mit dem griechischen Buchstaben λ bezeichnet. Die Bruchteile des Grades werden in 60 (Bogen-)Minuten und die (Bogen-)Minute in 60 (Bogen-)Sekunden geteilt, auch eine Angabe als Dezimalbruch ist üblich. Als Nullmeridian wird seit 1884 ganz überwiegend derjenige Meridian verwendet, der durch die Sternwarte von Greenwich bei London verläuft. Vom Greenwicher Nullmeridian an wird heute nach Osten bzw. Westen positiv von 0° bis 180° östlicher bzw. westlicher Länge gezählt2. Zuvor wurden verschiedene andere Nullmeridiane benutzt, fast jedes Land hatte seinen eigenen. Der älteste ist der bereits in der Antike durch Ptolemäus festgelegte Nullmeridian von Ferro (Kanarische Insel El Hierro), da dies das westlichste Ende der damals bekannten Welt war. So ergab sich für ganz Europa eine einheitlich positive Zählung. Im amtlichen Vermessungswesen von Österreich wird der Nullmeridian von Ferro heute noch verwendet. Da aber England seit Anfang des 17. Jahrhunderts die stärkste Seemacht war (Sieg über die spanische Armada 1588), setzte sich ansonsten überall Greenwich als Nullmeridian durch.
     Die zugehörige zweite Koordinate ist die geographische Breite (f). Dabei werden zum Äquator parallele Kreise gebildet, deren Radius folglich zu den Polen hin stetig abnimmt und deren Mittelpunkt also, wenn über 0° liegend (d.h. nicht mit dem Äquator identisch), nie mit dem Erdmittelpunkt zusammenfällt, aber immer auf der Erdachse liegt. Auf allen Punkten eines solchen Breitenkreises steht die Sonne mittags gleich hoch. Die Breitenkreise werden entlang des Meridians ebenfalls mit einem Winkel bezeichnet, und zwar demjenigen, der mit dem Erdmittelpunkt als Scheitel zwischen den jeweiligen Meridian-Schnittpunkten von Äquator und Breitenkreis aufgespannt wird. Er wird von 0° bis 90° nördlicher bzw. südlicher Breite gezählt. In Kombination mit der geographischen Länge läßt sich damit jeder Punkt auf der Erdkugel in eindeutiger Weise bezeichnen (was z.B. das GPS-Gerät leistet). Das so gebildete kugelige Koordinatensystem wird geographisches Koordinatensystem genannt. Als Bezugskörper kann zur besseren Annäherung an die wahre Erdfigur auch ein Rotationsellipsoid (d.h. ein Körper, der durch eine um ihre kurze Halbachse rotierende Ellipse beschrieben wird) verwendet werden.

 

 

Damit ergeben sich zum Beispiel für den Frankfurter Flughafen folgende geographische Koordinaten: 50° 02´ 05´´ N und 8° 33´ 35´´ E (lies: 50 Grad 2 Minuten 5 Sekunden nördlicher Breite und 8 Grad 33 Minuten 35 Sekunden östlicher Länge; E steht für »East«, um Verwechslungen z.B. mit frz. »ouest« zu vermeiden).
     Durch Görlitz verläuft der 15°-Meridian östlicher Länge. (Begänne die Zählung weiterhin beim Ferro-Meridian, entspräche das dem Meridian 32° 40´.)
     Für die Navigation, insbesondere auf See, war es von entscheidender Bedeutung, die geographischen Koordinaten bestimmen zu können. Da der Polarstern recht genau in Verlängerung der Erdachse (Rotationsachse der Erde) steht, bereitet es auf der Nordhalbkugel keine großen Probleme, die geographische Breite eines Ortes zu bestimmen: sie entspricht dem Winkel, in dem ein Beobachter den Polarstern über dem Horizont sieht. (Am Nordpol 90°, also senkrecht über dem Beobachter, am Äquator genau auf dem Horizont, also 0°.)
     Probleme bereitete lange Zeit die Ermittlung der geographischen Länge, also die Frage, auf welchem ~ man sich befindet. Der Sonnenhöchststand (Mittagspunkt) kann relativ leicht bestimmt werden (z.B. kürzester Schatten). Aber der Abstand vom Nullmeridian bereitete das Problem. Die Sonne steht im Verhältnis zum Nullmeridian am 15°-Meridian eine Stunde versetzt im Zenit (da eine volle Erdumdrehung [= ein Tag] 24 Stunden dauert und der Vollkreis in 360° eingeteilt wird). Damit ergibt die Zeitdifferenz die Längendifferenz. Doch zur Zeitermittlung (Zeit) standen lange keine genauen Instrumente zur Verfügung. Die Abweichung von nur einer Minute ergab am Äquator eine Differenz in der Position von fast 30 km. Erst um 1765 wurde nach Ausschreibung eines hohen Preisgeldes durch das englische Parlament durch John Harrison eine hinreichend genaue Uhr entwickelt (mit nur einer Sekunde Abweichung pro Monat). Damit war das Problem der Längenbestimmung gelöst. Im Hafen von Greenwich wurde zur Eichung der Schiffsuhren jeden Tag genau um 13 Uhr ein Signalball fallengelassen, der auf einem Dach an einer senkrechten Stange befestigt war. Heute erfolgt die Navigation meist mittels Satellitennavigation (GPS).
     Der Himmelsmeridian ist derjenige Kreis an der scheinbaren Himmelskugel, der entsteht, wenn man die Ebene des Erdmeridians mit der gedachten Himmelskugel verschneidet. Er enthält also beide Himmelspole sowie Zenit und Nadir (Fußpunkt) des Beobachters. Der Himmelsmeridian ist in der Astronomie von Bedeutung.


1) Für die Beschreibung der Erdfigur als Ellipse (oder noch bessere Annäherungen Geoid) gilt entsprechendes.
2) An der Stelle, an der sich beide Zählungen treffen, also bei 180°, wird heute die Datumsgrenze definiert; so erreicht man z.B. beim Passieren dieser Linie von Ost nach West (z.B. von Alaska nach Kamtschatka) den nächsten Kalendertag.


 
 
 

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