schön: durch bloße Wahrnehmung (meist optischer Natur) eine angenehme Empfindung vermittelnd. – Die gleichen Gegenstände rufen bei Betrachtern, die unterschiedlichen Tierarten angehören, je nach deren Lebensweise und Evolutionsgeschichte unterschiedliche Empfindungen hervor. Wenn es Tierarten außer der unseren gibt, in denen bloße Wahrnehmungen äußerer Gegenstände ein – somit appetenzunabhängiges – angenehmes Empfinden hervorrufen, wofür mancherlei spricht, so werden das, wie erst recht bei Appetenzauslösern (z.B. Kotgeruch bei Mistkäfern, Aasgeruch bei Geiern), unterschiedliche Gegenstände sein. Der gleiche Gegenstand kann von Art zu Art unterschiedliche Gefühlsbewertung auslösen; es gibt also nicht an sich ~e Gegenstände, sondern nur Eigenschaften von bestimmten Gegenständen, welche in spezifischen Betrachtern eine unbestimmt angenehme Empfindung auslösen können, welche dann ihrerseits Appetenzempfindungen stimulieren kann, aber nicht muß – eine »~e Landschaft« kann z.B., ohne daß der Appetenzbezug subjektiv klar wird, eine für die Art, der der Betrachter angehört, besonders reviergeeignete sein, die Paarung mit »~en Artgenossen geeigneten Geschlechts« überdurchschnittliche Reproduktionsvorteile beinhalten usw. Umgekehrt scheint Symmetrie schon von Insekten ~ gefunden zu werden, vielleicht wegen ökonomischen Vorteilen bei der Wahrnehmungsverarbeitung; doch ist diese Vermutung bei weitem nicht gesichert.
Die Ungerichtetheit der »angenehmen Empfindung« erklärt die extreme Heterogenität der Objekte, deren Wahrnehmung die Empfindung der Schönheit auszulösen vermag. Potentielle Sexualpartner mit bestimmten körperlichen Eigenschaften scheinen darin jedoch eine überdies von Kontingenzen nur wenig überlagerbare Sonderstellung bzw. Zentralstellung einzunehmen.
Zur Vertiefung empfohlene Literatur: David Buss, Die Evolution des Begehrens, (Goldmann Taschenbuch) 1997