K-Strategen: unglückliche Bezeichnung für Arten von Lebewesen, die im Vergleich zu verwandten Arten bei der Produktion ihrer Nachkommen das Prinzip »wenig, aber gut« bevorzugen. (Ggs.: r-Strategen).
Alle Menschenaffen unter Einschluß unserer eigenen Art müssen im Vergleich zu nahezu allen anderen Affenarten als ~ gelten. Innerhalb unserer Klasse sind insbesondere die kleinen Nagetiere als Gegensatz zu betrachten (Mäuse, Ratten, Meerschweinchen, auch die mit diesen nur entfernt verwandten Kaninchen), innerhalb unseres Stammes zahlreiche Fische, z.B. Karpfen (»alljährlich leg' ich 'ne Million [sc. Eier] / und rühm' mich des mit keinem Ton« [Heinrich Seidel, 1842-1906]), als deren Gegensatz, d.h. als »~«, wiederum die rezenten Quastenflosser zu betrachten sind (welche die relativ zum Körpergewicht schwersten, im Verhältnis zu ihrer Lebenszeit wenigsten Eier aller Fische legen).
»~« finden sich in allen Taxa entweder in relativ stabilen Lebensräumen, auf feindarmen oder feindfreien Inseln oder sind durch ihre Größe, auch Hordenkooperation, vor Feinden besser als ihre Vergleichsarten geschützt. »r-Strategen« (»billig, aber viel«) leben dagegen in vergleichsweise wechselhaften Lebensräumen, die es schnell zuzusiedeln gilt.
Tiere, die in einem stabilen Lebensraum leben und geringem Feinddruck ausgesetzt sind, werden alle dort vorhandenen Existenzgrundlagen bald unter sich aufgeteilt haben (alle »Planstellen« besetzt haben – deren mögliche Zahl gilt als »Kapazität« des Lebensraums, und von ihr stammt das mysteriöse »K« in dem Wort »~« ab, während das kleine »r« »rate« bedeuten soll; ~ halten also, außer nach Naturkatastrophen, alle »Planstellen« ihres Lebensraums ziemlich konstant besetzt, während »r-Strategen« diesen gegen Feinddruck und sozusagen chronische Katastrophen unter unregelmäßig auftretenden für sie günstigen Bedingungen möglichst schnell, also mit einer hohen Vermehrungsrate [»r«] zuzusiedeln streben). Sie werden sich also umso eher erfolgreich fortpflanzen (i.e. Nachkommen erzeugen, die ihrerseits möglichst oft die Fortpflanzungsfähigkeit erreichen und möglichst wirksam bewahren), je länger sie leben und je unregelmäßiger sie sich fortpflanzen; denn die »Planstellen«, welche die »Kapazität« ihres Lebensraums ausmachen, werden nur unregelmäßig frei. Eine möglichst häufige Fortpflanzung, um stets Nachwuchs für plötzlich freiwerdende »Planstellen« parat zu haben, würde jedoch diese Lebenszeit verkürzen; darum bevorzugt die Selektion bei ~ langlebige Individuen mit unregelmäßiger, »langgestreckter« Fortpflanzung, was sich an extremen ~ (z.B. Kiwi, Kea, Seychellennußpalme) sehr gut beobachten läßt. Analoges gilt für in Horden oder kleinen Herden mit ausgeprägter Rangstruktur lebende Tiere, die nur mäßigem Feinddruck ausgesetzt sind, da der Rang die Überlebens- wie Fortpflanzungswahrscheinlichkeit entscheidend beeinflusst. Umgekehrt entwickeln Arten, die bei »teurerer« und dementsprechend längerer Individualproduktion mit höherer Wahrscheinlichkeit vor Erreichung des Reproduktionsalters Freßfeinden zum Opfer fallen, die Tendenz zur raschen und billigen Produktion ihrer Individuen, die dementsprechend auch nach ihrer eigenen »billigen« Beschaffenheit, nicht nur derjenigen ihrer Umwelt kürzer leben, zahlreicher und kleiner sind. (Vgl. etwa Kaiser- und Königspinguine, aber auch diese beiden Arten mit denjenigen der Schopfpinguine; oder auch tief in Holz oder Mulm bohrende bzw. im Larvenstadium fressende, also relativ geschützte Käferarten mit dicht unter der Rinde fressenden oder auf Blüten lebenden.)
»K-Strategie« begünstigt den Komplexitätszuwachs (also den Kern dessen, was als Evolution angesehen wird), da sie die verfügbare »Bauzeit« verlängert, z.B. Intelligenz oder gesteigerte vielfältige Sinnesleistungen, »r-Strategie« hemmt ihn. Die Tatsache, daß je nach Selektionsdruck auch nahe verwandte Arten nach kurzer Auseinanderentwicklung dementsprechend auffällig unterschiedliche angeborene (also nicht unmittelbar umgebungsbedingte) Lebenserwartungen aufweisen können, legt den von den »Medien« verschwiegenen oder bekämpften (e.g. GEO April 2013) Gedanken nahe, durch geringe Genmanipulation auch die Lebenserwartung unserer Art erheblich ausdehnen zu können (siehe hierzu das Interview mit Aubrey de Grey). –
Wegen seiner Unanschaulichkeit sollte das Wort »K-Strategie« durch ein prägnanteres ersetzt werden, z.B. »Latimerismus« (nach der Quastenflossergattung Latimeria, welche in ihrer Klasse, zugleich der größten Linné'schen Wirbeltierklasse, das auffälligste Beispiel der ~ abgibt). Für ihr Gegenteil, die »r-Strategen«, schlägt AHRIMAN das Wort »Lapinismus« (nach Hasen und Kaninchen) vor, das im Französischen in ähnlicher Bedeutung schon lange eingebürgert ist.